1 Der Verfasser hat mehrere vorläufige Berichte über die Ergebnisse der Ausgrabung veröffentlicht. Siehe: A Tiszalüc-sarkadi rezkori telep äsatänak eddigi eredmenyei. Bishere-
Aus diesem Grund ist die bei der Gemeinde Tiszalüc zwischen 1974 und 1990 unter der Leitung des Verfassers durchgeführte vollständige Aufdeckung einer hochkupfezeitlichen Siedlung von besonderer Bedeutung3.
Tiszalüc liegt in Nordostungarrn (Abb.l). Hier durchquert die Theiß eine Hügellandschaft, die sich vom Norden zur Ebene herabzieht. Die Fundstelle befindet sich etwa 600 m nördlich von ehemaligen Bett des Flusses, an einem sanften Erdrücken, entlang des rechten Ufers des in der Theiß mündenden Sarkad-Ba-ches. Der höchste Punkt überragt mit 6 m den Ufer des Baches. Die grösste Höhendifferenz
ge Ergebnisse der Ausgrrabung auf der kupferzeitlichen Siedlung Tiszalüc-Sarkad. Folia Archaeologica 38. (1987) S 89-120. - Die kupferzeitliche Siedlung Tiszalüc-Sarkad.—In: Simposiinn Settlement pallerns ... Verona-Lazise 1992 (1995) S. 93-98. - Die kupferzeitliche Siedlung Tiszalüc-Sarkad und die Hunyadi-halom-Kultur. -In: Neuere Daten zur Siedlungsgeschichte und Chronologie der Kupferzeit des Karpalenbeckens. (Budapest, 1995) S. 107-115.
Abb. 1. Wichtigere Fundorte der Hunyadi-halom-Kultur
Abb. 2. Die Siedlung Tiszaluc-Sarkad. Grundrisse der Bauten und die Palisade bei der Siedlung selbst beträgt in nördlicher Richtung 1,80 m, in südlicher und westlicher - 0,80 m. Ostwerts, im Richtung des Baches, wo der Terrain stärker absinkt - 3,30 m.
Die Siedlung
Die Siedlung hat eine ovale Form und ist mit einer Palisade umgeben. Ihre Länge (parallel zum Bach) beträgt 141 m, ihre Breite etwa 99-101 m (Abb.l)4. Die Fläche der Siedlung umfaßt Zwischen 10790 ma und 10770 m2.
Die Palisade besteht aus Pfosten, die in einen 30-40 cm breiten und 120-130 cm tiefen Graben neben einander standen. Ihre Spuren waren an mehreren Stellen zu beobachten, in den horizontalen, so wie in den vertikalen Schnitten. Die Spuren zeichneten sich durch dunklen, runden Flecken von 18-30 cm Durchmesser ab, welche in einer Entfernung von 5-15 cm voneinander lagen.
Der Haupteingang der Siedlung war offensichtlich an ihrer südlichen Seite, wo der Palisadengraben wegen der Erosion nicht mehr zu finden war. Diese Seite liegt nämlich nahe am Bach und wir können annehmen, dass man beim einsäumen der Siedlung für einen Ausgang zum Wasser gesorgt hat.
Die Siedlung hat an ihrer südlichen Seite einen zweiten Eingang. Hier kommt nämlich im Verlauf des Palisadengrabens eine Unterbrechung von 120 cm zum Vorschein. An beiden Enden dieser befanden sich tiefe Pfostenlöcher. Man kann hier irgendwelche Konstruktion vermuten, doch die Spuren reichen nicht aus um diese rekonstruieren zu können.
In südöstlicher Richtung, außerhalb der Siedlung, 3-5 m entfernt von der Palisade, verläuft eine weitere Pfostenreihe, 40 m lang. Es geht vielleicht um die Spuren einer weiteren Palisade(?).
Nach der Abtragunge der 40-60 cm starken Humusschicht, sind zahlreiche, im Löss- eingetiefte Gruben zum Vorschein gekommen. Einige davon sind rundlich, mit einen Durchmesser von 1-4 m. Andere sind von unregelmäßiger
A Die Breite war nicht genau feststellbar, da der zum Bach abfallende Hang durch der Errosion stark abgetragen ist, so dass hier 60 m des Palisadengrabens nicht mehr vorhanden waren. Westwerts ist er auch in einem Abschnitt von 24 m durch eine - (vermutlich bronzezzeitliche) Grube vernichtet.
•
20
3m
3m
Abb. 3. Häuser 1, und 20
Form mit muldigem, oft unebenem Boden und Ausmassen von 7 x 3 m (einige- über 10 m Länge). Die kleinere Gruben haben eine Tiefe von 80-100 cm, die größere sind bis 150-170 cm tief. Kleinere Gruben sind auch außerhalb der Palisade zu beobachten. Doch es gibt auch solche, die durch den Palisadengraben durchgeschnitten sind. Daraus folgt, dass die Siedlung in einen späteren Zeitpunkt umzäunt worden ist.
Im Löss zeichnen sich in Reihen von Pfostenlöcher ab, welche die Grundrisse der Pfostenhäuser markieren. Leider sind die meisten der Hausgrundrisse durch Gruben, bzw. Gräber aus dem 11. Jahrhundert beschädigt. Es ist durchaus möglich, dass flachere Pfostengruben den Lössunterund nicht erreicht haben.
An der östlichen Seite der Siedlung sind die Hausgrundrisse durch die Erosion teilweise vernichtet. So kam kein einziges vollständiges Hausgrundriss zum Vorschein. Trotzdem sind die Ausmassen und der Plan der meisten Bauten bestimmbar.
Auf den Plan (Abb. 2) sind die Grundrisse mindestens 45 Bauten zu erkennen'. Da sich mehrere überschneiden, ist es deutlich, daß nicht alle gleichzeitig sind, höchstens 20-22. Einige freie Pfostenreihen ermöglichen die dazugehörige Hausgrundrisse nicht zu rekonstruieren. Doch diese weisen auf eine noch größere Anzahl der zeitgleichen Bauten hin. Es ist anzunehmen, dass in nördlicher Richtung die Spuren weiterer Häuser durch die Erosion ver-
5 Früher (P.viav, P., Die kupferzeitliche ... Verona ... S. 96) vermuteten wir 29 Hausgrundrisse. Doch nach den Pfo-
stenreihen des Originalplans zeichnen sich weitere Hauserund risse ab.
o 3m
Abb. 4. Häuser 18, und 19 Abb. 6. Kupferfunde. 1. Pfriem. 2.: Meissel.
3-6. Dolche. 1:4
3a
•
\ 3
O
3m
Abb. 5. Häuser 2, und Bude 3a
Abb. 7. Harpune
nichtet sind.
Unter den 45 Hausgrundrissen sind, 32 soweit vollständig, dass ihre Größe und ihr Charakter ermittelt werden können (bei 8 nur teilweise). 28 Häuser sind von gleichen Typ: sie sind rechteckig, ihre Achse ist - abgesehen von kleinen Abweichungen - W-O orientiert. Diese Häuser bilden vier, in N-S Richtung verlaufende, unregelmäßige Reihen. Sie liegen in einem Abstand von 4-7 m - voneinander entfernt. Die zwei östliche Reihen brechen an ihrem südlichen Drittel ab, wodurch hier ein leeres Areal von etwa 30x20 m entsteht. Auch an der Innenseite der Palisade verläuft eine 3-4 m breite, bautenlose Zone.
Die Häuser haben ziemlich einheitliche Ausmassen: die sechs größte sind 13,2 - 14,7 m lang und 6,3 - 6,4 m breit. Die meisten (12) Bauten sind 11,1 - 11,4 m lag und 5,8 - 6,7 m breit. Die
Dimensionen von 4 Bauten schwanken zwischen 10,2 und 10,4 m, bzw. 5,6 und 6,0 m. Haus ist 8,0 x 4,2 m groß. Die Dimensionen der übrigen 5 Bauten liegen im Bereich der obigen. Sämtliche Häuser bestehen aus zwei nicht gleich große Räume, der westliche ist stets der größere. Die Grundrisse der Häuser Nr. 1 und 20 sind auch in Details völlig identisch (Abb. 3).
Auch die Bauart ist standardisiert: die Pfosten, welche das Gerüst der Wände bilden, befinden sich in 70-100 cm von einander. Bei den Kurzwänden und bei der inneren Trennwand sind konsequent 7 Pfosten zu finden (einschließend die Eckpfosten in den). Eine Ausnahme stellt das Haus Nr. 13 dar mit je 9, und drei andere Hauser mit je 5 Pfosten.
Abb. 10. Siíulaartiger Topf mit vier Seheibenhenkel
Abb. II. Krug mit hohen Hals und zu'ei Scheibenhenkel
Abb. 12. Krug mit niedrigem Hals, kandierte Beulen und vier Ösenhenkel
Abb. 13. Viereckige Becher. 1. Mit Fingereindrücken an den Kanten. 2. Zwillinggefäss
Abb. 14. Napf mit außen verstärktem Lippen ra nd
Abb. 15. Schale mit Innenverziehrung aus Knubben
Die Zahl der Pfosten der Langwände ist nur in wenigen Fällen bestimmbar, da die meisten Grundrisse beschädigt sind. Ihre Zahl schwankt zwischen 12 und 14, doch es ist durchaus möglich, daß in manchen Fällen eine größere Anzahl von Pfosten vorhanden gewesen ist.
Am Plan zeichnen sich auch die Grundrisse von drei einräumige Bauten ab (Nr. 19, 21, 31 - Abb.4). Diese sind rechteckig; Die Dimensionen betragen 10 x 6 m, 7,8 x 4,6 m und 6,4 x 5,8 m und die Wänden bestehen aus 7, bzw. 5 Pfosten.
Es ist noch ein viereckiges Haus von 1,8 x 3,0 m Größe zu erwähnen (Nr. 3a). An drei seiner Seiten befinden sich je 3 Pfosten (die Eckpfosten eingerechnet), an der vierten gibt es keinen. Es kann sich also um eine offene Bude handeln (Abb.5).
Die Stelle des Eingangs konnte beiden Hauser nicht ermittelt werden. An der Nordwand des Hauses Nr. 1, die im vollständigsten Zustand vorliegt (Abb. 3), gibt es zwischen zwei Pfosten einen Abstand vom 2 m, doch da sich bei den anderen Häusern dieses Phänomen an der selben Stelle nicht wiederholt, ist es möglich, daß hier ein Pfosten fehlt weil er die entsprechende Tiefe nicht erreicht hat. Übrigens ist es schwer vorstellbar, daß der Eingang eines Hauses im Norden angebracht gewesen ist.
Zwischen den Pfosten die das Gerüst der Wände bilden und die Dachkonstruktion getragen haben war das Mauerwerk wahrscheinlich aus Stanpflehm aufgezogen. Der Lehm ist offensichtlich im Rahmen der Siedlung gewonnen und zwar aus den sich zwischen den Häusern freigelegte Gruben.
Aufgrund der Grundrisse ist zu schließen, dass die Bauten mit Giebeldach versehen gewesen sind. Diese Annahme wird durch die Zahl der Pfosten der Kurzwände bestätigt. Sie ist immer ungerade, und der in der Mitte stehender Hauptpfosten hat den Hauptbalken der Hauskonstruktion getragen.
In keinem Haus stießen wir weder auf Spuren eines Fußbodens, noch auf Reste eines Herdes. Der Grund dazu kann die Erosion sein, doch eher die Tatsache, dass Gelände seit langer Zeit als Ackerfeld bebaut, wird. Herde fan
6 P.vr.w. P., Die kupferzeitliche ... Verona ... S. 108. Abb. 1.4.
den sich einzig in den Gruben (Nr. CLXVIII/a, CDLI/A). Es geht um offene Herdstellen.
Im Rahmen der Siedlung sind auch zwei Kindr-Hockergräber (Nr. B 7 und B 8) freigelegt worden.
Die Funde
In einen kürzeren Bericht ist es unmöglich sämtliche Funde einer prähistorischen Siedlung aufzuzählen. Wir müssen uns deswegen auf den wichtigsten beschränken, welche ihr allgemeiner Charakter und ihre chronologische Stellung ermitteln.
Vor allem sind die Metallgegenstände zu erwähnen. Sie sind aus Kupfer. Insgesamt sind eine 17 cm lange Meißel, mit rundem Querschnitt (Abb. 6.2), drei kurze Dolche (9,3; 7,3; 4,9 cm lang) und ein Fragment (Abb. 6.3-6), sowie fünf Pfrieme gefunden worden. Ein Pfriem ist 12,3 cm lang. Sein Oberteil hat einen runden, der Unterteil - einen quadratischen Querschnitt und einen schmalen Abschluss (Abb. 6.1).
Die geschliffene Steinwerekzeuge, abgesehen von einer Schaftlochhacke, sind gering. Das Feuersteinmaterial ist relativ reich. Die Zahl der Schaber ist besonders hoch. Unter den Knochengeräten befinden sich neben den Geweihhacken und Pfriemen die aus Geweih hergestellte Harpunen (Abb. 7), wie fünf kugelförmige, 14-18 cm lange Gegenstände".
Abb. 17. Fragment eines ant/iropomorphen Deckelgriffes
Abb. 18. Pithos
Die Zahl der Keramikfunde ist enorm, da wir bemüht waren sämtliche zum Vorschein gekommene Bruchstücke zu bergen.
Mit Ausnahme einiger intakten Exemplare handelt es sich um Bruchstücke, die in den Ab-bfallgruben geraten sind. Infolge dessen konnten nur wenige Gefäße restauriert, bzw. vollständig ergänzt werden7.
Bei der Feinkeramik kamen Schüssel in großer Anzahl vor und zwar am häufigsten ein niedriger, flacher Typ mit gedrückten Körper, eingezogene Schulter und einen relativ kurzen,
7 Oft streuen Bruchstücke desselben Gefäßes in größeren Bereich. z.B. Körper und Griff eines Deckels (Abb. 16,4)
vertikalen, oder ganz sanft auswärts (manchmal innewirst) geneigten Hals (Abb. 8,1 - 6). An den Schultern pflegen ein, oder nebeneinander zwei kleine senkrecht durchlochte Ösen zu sitzen (Abb. 8,3), die oft mit Scheiben versehen sind (Abb. 8,4). Seltener kommen ähnliche, doch tiefere Schüsseln (Abb. 9,1) vor. Die meisten Schüssel sind unverziert, doch oft zieren Warzen (Abb. 8,4-5), Beulen (Abb. 8,1), oder Leisten (Abb. 8,3-4) die Wände; Um den Bauch verläuft oft eine Kannelierung (Abb. 8,6). Es kommen auch Kombination dieser Verzierungen vor (Abb. 8,4).
Bei tieferen Schüsseln ist der Hals mit vier gegenständigen den Mundrand meistens überragenden, Scheibenhenkeln versehen (Abb. 9,2).
Situlaartige Töpfe sind eine häufig vorkommende Gefäßgattung. Halsrand tragen sie ebenfalls vier gegenständige Ösen, b.z.w. Henkel (Abb. 10).
Zur feinen Keramik gehört auch ein Krug mit langem konischem Hals und kugeligem Bauch (Abb. 11). Am Schulter sitzen zwei Scheibenhenkel. Kennzeichnend sind auch Krüge mit, kürzerem, konischen Hals und vier kleine Henkel am Bauch (Abb. 12).
Eine der wichtigsten Formen unter der Keramik aus Tyszaluc ist der viereckige Becher mit gewelltem Mundrand (Abb. 13,2). Die meiste Becher stehen auf vier ganz niedrigen Füßen. Die Kanten sind oft mit Fingereindrücken oder mit doppelten kleinen Warzen ersehen. Am Mundrand pflegen auch kleine Scheibenösen zu sitzen. An zwei entgegengesetzten Seiten befindet sich je ein Scheibenhenkel oder Henkel mit einer senkrechten Warze. Es gibt auch eine Doppelform mit rechteckigem Boden, durch eine Zwischenwand zweigeteilt (Abb. 13,2).
Die Ausgrabung hat eine bedeutenden Anzahl von Bruchstücken von Hohlfußgefässe geliefert, doch kein einziges Exemplar konnte vollständig rekonstruiert werden. Kennzeichnend ist der relativ niedrige, konische, nicht durchbrochene Hohlfuß. Am Umbruch zwischen Fuß und Gefäß pflegen kleine Henkel zu sitzen, die manchmal auch mit Scheiben versehen sind. Doch diese sind oft nicht durchsind von einander in 40 m Entfernung gefunden.
Abb. 19. Grobware. 1. Napf mit Fingertupfen Abb. 20. Miniaturge-am Mundrand. 2. Dünnwandiger Becher faß mit Scheibenhenkeln und Buckel
Abb. 21. Vier - Schuhen Gefäß
3jl
Abb. 22. Fußlerinne mit Zapfen (GrabB7)
Abb. 23. Fragment mit nach innen eingedrückte Falze
Abb. 24. Fragment eines großen Pithos mit Fingertupfen am Mundrand und Barbatine
locht. Es handelt sich also um Pseudohenkel. Um den meisten Exemplaren verläuft auch eine mit Fingertupfen versehene Leiste. Der Oberteil besteht aus eine Schüssel mit eingezogenem Rand.
Die Bruchstücke eines kleinen, rundlichen Napfs sind seltener, doch dieser Typ ist ausdrücklich kennzeichnend für den Keramikkomplex von Tiszalüc. Der leicht eingezogene Lippenrand ist verstärkt (Abb. 14). An einigen Fragmenten befindet sich auch ein Scheibenhenkel; vermutlich sind ursprünglich zwei Solche gegenübergestellt gewesen8.
Große, konische Schalen kommen - doch selten - auch vor (Abb. 15). Sie sind mit Sub-koutane Knubben versehen. Unter den vielen Gefäßdeckel sind drei Typen zu unterscheiden. Die stumpf kegelförmige sind am häufigsten. An ihrem oberen Rand sitzen vier (seltener zwei) kleinere, meistens mit Scheiben versehene Henkel (Abb. 16,2-2). Dieser Typ war wahrscheinlich der Deckel der Krüge mit kurzem konischem Hals (Abb. 12). Häufig treten auch flach-konische Deckel auf, aus deren Spitze ein langhalsiger Griff hervorragt (Abb. 16,3). Am Kopf des Griffes befinden sich oft kleine Buckel; an einem Exemplar sind sogar zwei Tierköpfe angedeutet (Abb. 16,4). Ein Fragment eines an-thropomorphen Griffes ist auch bekannt (Abb. 17) Es liegen auch ganz flache Scheibendeckel vor, an deren Kuppel ein oder vier Scheibenö-sen befestigt sind (Abb. 16,5).
Trotz der großen Zahl der Fragmente der groben Haushaltskeramik ist es uns kaum gelungen einige Gattungen dieser zu rekonstruieren. Darunter sind ein hohes, amphorenför-miges, doppelkonisches Gefäß (Abb. 18), ein blumentopfförmiger Typ'1, ein kugeliger Napf (Abb. 19,1), und ein dünnwandiger, annähernd zylindrischer Becher (Abb. 19,2) zu erwähnen.
Miniatürformen kommen ziemlich häufig zum Vorschein, z.B. ein situlaförmiges Gefäß-
" Henkel sind am rekonstruierten Exemplar nicht ange- erkennen waren,
bracht, da am erhaltenen kleinen Randstück keine zu " Patay, P., Abb. 2,2.
Abb. 25. 1. Sebastovce, Grab 7. 2. Sebastovce, Grab 2
Abb. 26. 1. Sebastovce, Grab 36. 2. Lazñany, Grab 3
Abb. 27. 1. Lazñany, Grab 6. 2. Barca, Grab 21
chen, ebenfalls mit zwei Scheibenhenkeln und Buckeln versehen (Abb. 20).
Zwei Unikate müssen wir unbedingt erwähnen. Das eine besteht aus zylindrischem Hals aus welchem vier, mit den Fersen zueinander-gestellte Schuhen hervortreten Selbst die Nähte sind durch Tupfenleisten markiert (Abb. 21). Das andere ist ein auf einem Fuß mit Zapfen stehender kleiner Becher mit Kugeligem Bauch und kurzem konischem Hals, ähnlich den übrigen Krügen (Abb. 22).
Kennzeichnend für die feine Keramik sind die Beulen die im Gefäßwaud von innen ausgedrückt sind (Abb. 12). Seltener sind vertikale Falzen, die von Außen nach innen eingedrückt sind (Abb. 23). Die Oberfläche mancher Gefäße ist mit Kaneluren verziert (Abb. 8,6, Abb. 12). Etwa die Hälfte der Bruchstücke der groben Ware sind am Mundrand mit Fingertupfen versehen (Abb. 19,1, Abb. 24). Eingeritzte Verzierung ist sehr selten. An einem Deckel befinden sich Spuren weiser Bemalung (Abb. 16,3). Charakteristisch ist die Baritone die auf der Gefäßwand vieler Haushaltsgefäßen (Abb. 24) angebracht ist.
Schließlich müssen wir die Scheibenhenkel erwähnen (Abb. 9,2, Abb. 10, Abb. 11). E. Rutt-kay ist der Meinung, daß sie eine zeitbestimmende Bedeutug haben und - wenn auch nur vereinzelt - im Rahmen eines ziemlich weitem
Abb. 28. Sebastovce, Grab 33 Abb. 29. 1. Sebastovce, Grab 39. 2. Barca, Grab 15
Raum vorkommen10. Für Tiszalüc ist der Scheibenhenkel der charakteristischste Zug der Keramik. Die Scheibenhenkel bilden hier ein Drittel aller geborgenen Henkeln. Besonders häufig sind sie bei der feinen Ware zu finden. Am Mundrand befinden sich beinahe ausnahmslos nur Scheibenhenkel. Die Henkel bei den Schüsseln und Deckeln sind auch vorwiegend mit Scheiben versehen (Abb. 8,4, Abb. 16,1-2). Es gibt vertikale und horizontale Scheibenhenkel, große und winzige.
Tiszalüc und Laznany
S. Siska hat behauptet, dass zwischen der Laznany - und der Hunyady-halom Gruppe (letztere ist eher als Kultur zu bezeichnen) enge Beziehungen bestehen". Die Funde von Tiszalüc, über denen wir öfters bewiesen haben, dass sie den Nachlas der Hunyadi-halom-Kultur bilden1-, bestätigen vollkommen Siskas Feststellung. Viele kennzeichnende Formen der Keramik von Tiszalüc sind auch unter den Beigaben der Gräberfelder der Laznany - Gruppe13 zu finden. So die Schüssel mit eingezogene Schulter und kurzem Hals (Abb. 6,1-6 vergl. Abb. 25,1-2), die tiefe Schüsseln (Abb. 7,1 vergl. Abb. 26,1), auch mit vier Henkeln (Abb. 7,2 vergl. Abb. 26,2), Krüge mit kugeligem Bauch und
10 Ruttkay, E., Fernbeziehungen im neolithischen Europa.
—In: Mitteilungen der Anthropologischen Cesellschajl in Wien
115. S. 139 ß 162. " Siska, S-, Gräberfelder der Laznany-Gruppe in Slowakei.
Slovenskä Archeologia 20 (1972) S. 150-153.
Patay, P., A Tiszalüc-Sarkad ...S. 108, 120. - Ders., Die
Kuplerzeitliche ... S. 110.- Ders., Die kupierzeitliche ...
Verona ... S. 98. 1:1 Siska, S., a.a.O. S.150.
hohem Hals (Abb. 11 vergl. Abb. 27,1), Krüge mit niedrigem Hals (Abb. 12 vergl. Abb. 27,2), wie die beide kennzeichnende Tiszalüc Formen - der viereckige Becher mit gewelltem Rand (Abb. 13,1 vergl. Abb. 28) und der mit langem Griff versehene Gefäßdeckel (Abb. 16,3-4)14.
Die Übereinstimmungen sind aber noch prägnanter wenn man die Details bei der Keramik in Betracht zieht. Hier muss man vor allem das Vorhandensein der Scheibenhenkel betonen (Abb. 30,1-2). Es liegt einzig ein zahlenmäßiger Unterschied vor: in der Siedlung von Tiszalüc bilden sie etwa den Drittel der Henkel, in den von Siska veröffentlichten zwei Gräberfeldern erreicht ihre Zahl nur etwa 10%15. Die Verzierung der Gefäßwand mit von innen eingedrückte Beulen finden wir auf 15 Exemplaren unter den 118 Gefäßen der drei ostslovakischen Gräberfelder (Male Zäluzice- S, Sebastovce, Barca)16. Eine von Außen eingedrückte vertikale Falze in der Gefäßwand ist an einem Kugelbauchgefäß des Grabes 33 von Sebastovce zu finden Der mit Fingetupfen verzierte (gekerbte) Gefäßrand ist kennzeichnend auch für die Keramik der S-Gruppe (Abb. 29,1-2). Gemeinsamer Zug sämtlicher Fundstellen ist noch, dass die am Hals angebrachte Henkel meistens den Mundrand überragen (Abb. 9,2, Abb. 10 vergl. Abb. 29,1-2, Abb. 26-2).
" Sebastovce, Grab 20.: Siska, S., a.a.O. S. 117., Taf. VI. 9.
15 Siska, S., a.a.O. S. 139. Taf. III-XII. Auf den Tafeln sind insgesamt 63 mit Henkeln versehene Gefäße abgebildet (kleine Ösen nicht eingerechnet/, darunter nur sechs Exemplare führen Scheibenhenkel.
'" Siska, S., a.a.O. S. 129, 138. Außer den 14, an letzter stelle aufgezählten Gefäße, ist auch das Gefäß r. 3, de> Grabes 26 von Barca mit Beiden versehen.
" Siska, S., a.a.O. S. 117, 138., Taf. VI II.6.
170
Pal Palay
Abb. 30. Magyarhomorog-Konyadonib, Grab XXI.
Abb. 31. Szeleveny.
Abb. 32. 1, Kiskörös, Grab 21. 2, Kiskörös, Grab c.
Beziehungen zur Bodrogkeresztür-Kultur
Unter der Keramik von Tiszalüc befinden sich manche Gefäßgattungen, die als Erbe der Bodrogkeresztür-Kultur zu bezeichnen sind. Solche sind vor allem die Hohlfussgefäße; sie treten in Tiszalüc sogar in einer nicht geringer Zahl auf. Doch danach hört das Vorkommen dieser für das Neolithikum und der Früh- und Hochkupierzeit des Karpatenbeckens sehr typische Gefäßform endgültig auf.
Die viereckige Becher mit gewelltem Rand (Abb. 13,1) sind ebenfalls in der Bodrogkeresztür-Kultur vorhanden (Abb.30)'\ Dazu kommen auch die stumpfkegelförmige Deckel mit Ösen am oberen Rand (Abb. 16,1-2). In der Bodrogkeresztür-Kultur gehören sie zu den kugelbauchförmigen Krügen (Abb. 31)'1'. Solche Krüge befinden sich nicht unter dem Material von Tiszalüc nicht. Es ist aber anzunehmen, dass unsere Krüge mit kurzem Hals ihre Abkömmlinge sind 7Abb. 12). Unsere nachkonische Deckel mit langem Griff (Abb. 16,3-4) haben auch ihre Vorfahren (Abb. 32,1)'-'° im Bodrogkeresz-tür.
Die an der Wand der Gefäße angebrachte, von innen ausgedrückte Beulen (Abb. 12) sind auch auf die Keramik der Bodrogkeresztür-Kultur zurückführbar, wo solche an den sog.
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