Rasho Rashev Introduction Рашо Рашев Увод н и дум и Christina Angelova, Mark. Stefanovich Henrieta Todorova Христина Ангелова, Марк Стефанович Хенриета Тодорова Кратка биография



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Abb.3. Varianten der Totenhaltung in neolithischen Gräbern

rechte bzw. linke Seitenlage der Toten und ihre spezifische Kombination gehen.

Zunächst sei ein Beispiel für die Bedeu­tung dieses Phänomens angeführt. Im Areal der schnurkeramischen Becherkulturen im Gebiet nördlich der Alpen von den Niederlan­den im Westen über Skandinavien bis weit nach Ostrußland hinein wurden fast ausschließlich bipolare geschlechtsdifferenzierte Bestattungs­sitten (Abb.2, Typ 27-28) viele Jahrhunderte hindurch tradiert ( mit gewissen lokalen chro­nologischen und regionalen Abwandlungen) (Häusler 1977; 1991; 1994a, Abb.14-15). Dabei ist zu beachten, daß die spezifischen Struktu­ren der geschlechtsdifferenzierten bipolaren Bestattungssitten hier vom ersten Auftreten in den schnurkeramischen Becherkulturen um 2900/2800 v. Chr. bis zum Ende der frühen Bronzezeit (nach der Definition der mitteleuro­päischen Archäologie), d.h. bis etwa um 1500 v. Chr., also insgesamt mindestens 1300 Jahre lang, befolgt wurden (Häusler 1977; 1991).

Angesichts dieser Ergebnisse ist zu fragen, ob hinter den Bestattungssitten der Tripol'e-Kultur sowie der angrenzenden Kulturen Ost-und Südosteuropas ebenfalls bestimmte Nor­men, Regeln und Strukturen stehen oder ob in ihnen die Toten planlos und chaotisch, ohne erkennbare Konventionen und Regeln in die

Erde gelangten.

Was ist über die Grab- und Bestattungssit­ten der Tripol'e-Kultur bekannt? Anfang des Jahrhunderts dachte man an brandbestattun-gen und interpretierte die Brand- und Zerstö­rungsschichten der s.g. "Ploscadki" (eigentlich die Reste der gebrannten Deckenplattformen der großen Tripol'e-Häuser) als Überrwste von Brandestattungen. E. von Stern (1921), der Begründer des Archäologischen Museums in Odessa, setzte sich mit Nachdruck für diese Auffassung ein. Er verteidigte diese Meinung gegen C. Schuchhardt (1920; 1925), der in den "Ploseadki" weit zutreffender lediglich Reste verbrannter Wohnhäuser sah.

Die älteren Befunde über Gräber der Tripol'e-Kultur wurden vom Verfasser (Häus­ler 1964) zusammengestellt (Avilova 1978; Bolomey 1983; Dergacev 1991). In derTripole-Kultur treten vielfältige Grabformen auf. In den Siedlungen kommen zunächst isolierte Menschenknochen vor, woraus auf rituellen Kannibalismus geschlossen wurde, ferner ver­einzelte Schädel in Siedlungen. Sie führten zur Annahme eines Schädelkults. Darüber hinaus wurden vereinzelte Bestattungen (Hok-ker, rhombische Hocker, Bestattungen in der Strecklage) bekannt. Von Trajan (Comsa 1974) sind einige kultische Bestattungen zu nennen.



Abb.4. Aufbau der Nekropole von Vychvatincy (Dergacev 1978)

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Abb.5. Anordnung der Bestattungen im Teil Ruse (umgezeichnet nach Georgiev/Angelov 1957)

Viele Gräber hängen mit Feuerstellen oder Öfen zusammen, baldig bandelt es sieb um Skelette von Kleinkindern bei oder unter Herdstellen in den Häusern.

Es wird also deutlich, daß die wenigen Be­funde der Tripol'e-Kultur offt mit Kulthand­lungen zusammenhängen, die vielleicht mit einem Fruchtbarkeitskult zu tun haben. Solche Ausnahmen sagen zunächst nichts über die Struktur der regulären Bestattungssitten ei­ner Kultur aus. Was wir bisher kennen, gehört eher in den Bereich der Sonderbestattungen. Reguläre Bestattungen aus frühen Phasen der Tripol'e-Kultur sind vorläufig unbekannt. Es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis auch hier größere Nekropolen nachgewiesen werden. Dazu ein Vergleich. Auch im Falle der Linien-bandkeramik meinte man jahrzehntelang, ihre Träger hätten überhaupt keine Gräberfelder angelegt, sondern nur Bestattungen vorgenom­men, die im Boden keine archäologisch nach­weisbare Spuren hinterlassen. Heute ist dem­gegenüber eine große Anzahl von Nekropolen, oft mit hunderten von Bestattungen, überliefert (PESCHEL 1992). Auch bei der Halaf-Kultur Vor­derasiens neigt man der Auffassung zu, daß au­ßerhalb der Siedlungen angelegte Nekropolen zwar vorhanden waren, aber noch nicht ent-

Abb.6. Anordnung der Bestattungen im Teil Balbunar (Kubrat) (umgezeichnet nach MlKOV 1927)

deckt sind (Ac.kf.rmans 1989, 83). M. Antunovic (1990, 39) kommt im Bezug auf die Starcevo-Kultur zu einem analogen Ergebnis.

Aus der frühen und klassischen Tripol'e-Kultur sind bisher keine regulären Gräberfel­der belegt. Das ändert sich in der Stufe Cl, die nach E. K. Cernysch (1982, 217) der ersten Hälf­te der Spätphase der Tripol'e-Kultur zuzuwei­sen ist. Dieser Stufe gehört die Nekropole von Capaevka, etwas unterhalb der Einmündung der Desna in den Dnepr gelegen (Krlc 1977, 69 ff.), an. Hier wurden südwestlich der Sied­lung in vier Reihen 31 nach West (Nordwest) orientierte gestreckte Bestattungen mit Beiga­ben (Tongefäße, Silexgeräte, eine Tonstatuette) festgestellt. Diese Nekropole ist in die Zeit von cal BG 3650-3380 (Bin 631) zu datieren.

Über die Bestattungssitten der Stufe C2 ist weit mehr bekannt. Hier ist die Usatovo-Grup-pe (Kultur) zu nennen, über deren Gräber der Verfasser (Häusler 1964; 1981; 1985) die erste umfassende Zusammenstellung vorgelegt hatte (Zu den Dolchen der Usatovo-Kultur vgl. Vaj-sov 1993). Das Prinzip der Bestattungssitten in der Usatovo-Gruppe (Kultur) besteht darin, daß die Toten in der Regel als nach Nordost orientierte linke Seienhocker beigesetzt wur­den (Abb.3). Dabei liegen die Hände vor dem Gesicht (D-Haltung nach einem von U. Fischer erarbeiteten Schema). Dieses Prinzip der Be­stattungssitte tritt in einem frühen Flachgrä­berfeld wie Vychvatincy (Abb.4; Häusler 1964. pls.6-12; Dergacev 1978; 1991) ebenso auf wie in den etwas später einsetzenden Nekropolen von Usatovo bei Odessa. Diese enthalten Flachgrä­bergruppen oder Bestattungen unter Grabhü-



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Abb.7. Struktur des Gräberfeldes Goljamo Delcevo (umgezeichnet nach Todorova u.a. 1975)

geln (Kurganen)1. Die Usatovo-Gruppe entsteht nach V.A. Dergacev (1991) durch die Auswan­derung von Teilen der Vychvatincy-Gruppe in



Im Falle der Usatovo-Kultur gilt das gleiche wie für die schnurkeramischen Becherkulturen im Areal nördlich der Alpen. Bei einer identischen Struktur der Bestat­tungssitten treten einerseits Flachgräberfelder auf, wäh­rend ein anderer Teil der Gräber von Grabhügeln über­deckt ist. Bei der Usatovo-Kultur handelt es sich aber, im Gegensatzs zu den schnurkeramischen Becherkulturen, nicht um eine geographisch bedingte Zweiteilung eines geschlossenen Areals der Bestattungssitte nach diesem formalen Kriterium, der Grabform, sondern um ein chronologisches Phänomen. In der Nekropole von Vych-vatincy, die in den Beigaben noch starke Traditionen der älteren Phasen der Tripol'e -Kultur erkennen läßt (u.a. hoher Prozentsatz an bemalter Keramik), kommen, älte­

das Steppengebiet nach dem Süden, ist mit die­ser aber noch partiell gleichzeitig.

In diesem Zusammenhang sei betont, daß es

ren Traditioen folgend, noch keine Grabhügel vor. Die von der Vychvatincy-Gruppe räumlich getrennte Usato­vo-Gruppe entsteht auf der Basis von Bevölkerungsteilen des Vychvatincy-Typs, die weiter nach dem Süden, in die Steppenareale, vorgedrungen waren (Dergacev 1991, 13 ff.). Hügelgräber treten erst in der Usatovo-Gruppe auf, in einer Zeit, in welcher der Anteil an bemalter Keramik kontinuierlich abnimmt (Dergacev 1991, 5). Die in Vy-chvatincy baldig vorkommenden realistisch gestalteten Frauenstatuetten verschwinden; nunmehr sind nur noch stark schematisierte, weitgehend entartete Formen nach­zuweisen. Die Usatovo-Gruppe unterscheidet sich von der Vychvatincy-Gruppe auch durch ihren Reichtum an Metallbeigaben.

vom Prinzip der Bestattungssitte her völlig se­kundär ist, ob die Toten in Flachgräbern liegen oder von einem Tumulus überdeckt wurden. Diese Feststellung ist deshalb wichtig, weil M. Gimbutas eine Anzahl von Kulturen Ost- und Mitteleuropas oft heterogenen Ursprungs und mit völlig verschiedenen Strukturen der Be­stattungssitte einzig nach dem rein formalen Merkmal der Errichtung eines Tumulus (Kur­gans) über den Bestattungen einer besonde­ren Kurgan-Kultur zugewiesen hat (Häusler 1981; 1985). Alle unter Kurganen bestatteten Individuen und Menschengruppen sollen eine einheitliche Psyche-, Religion-, Sozialstruktur und Sprache (indogermanisch oder indoeuro­päisch) besessen haben. Die Tatsache, daß hier mit einem rein formalen Kriterium, der äuße­ren Grabform, zur Begründung weitreichender Hypothesen jongliert wurde, folgt u.a. aus dem folgenden Tatbestand: Die bereits erwähnten schnurkeramischen Becherkulturen im Are­al nördlich der Alpen zeichnen sich sämtlich durch spezifische bipolare geschlechtsdifferen­zierte Bestattungssitten aus, die von den briti­schen Inseln im Westen bis weit nach Ostrus­sland (Fat 'janovo-Kultur) verbreitet waren. Vom Standpunkt der "sekundären Hülle des Bestat­tungswesens" ist das Areal aber zweigeteilt. Nur in den südlichen Regionalgruppen treten Hü­gelgräber auf. Weiter im Norden, so in Schwe­den, Finnland, im Baltikum, in Nordpolen, in der Nordgruppe der Mitteldnepr-Kultur und in der Fat 'janovo-Kultur waren demgegenüber fast ausschließlich Flachgräberfelder üblich. Eine Kurgankultur im Sinne von M. Gimbutas hat nie existiert.

Angesichts der oben angeführten Feststel­lung, daß die meisten neolithisch-äneolithi-schen Kulturen Ost- und Mitteleuropas ausge­prägte spezifische Bestattungssitten aufweisen, sind wir zunächst über den sich abzeichnen­den Befund erstaunt: In den jüngeren Ent­wicklungsstufen der Tripol'e -Kultur tritt in Capaevka einerseits eine Flachgräbernekropole mit nach West (Nordwest) orientierten gestreck­ten Bestattungen auf, andererseits kommen Ne-kropolen mit einer völlig anderen Struktur, mit nach Nordost orientierten linken Hockern, vor. Ist die oben angeführte These falsch oder gibt es eine andere Erklärung dieses Phänomens?

Gehen wir zunächst der Frage nach, ob die



Abb.8. Linker Hocker von Liljak (Ovcarov 1963)

Struktur der Bestattungssitte der Usatovo-Kul-tur mit nach Nordost orientierten linken Hok-kern auch woanders auftritt. Das ist im Äneoli­thikum Bulgariens der Fall. Wie für die Lini-enbandkeramik Mitteleuropas vermutete man früher, daß hier im Bestattungswesen weder Regeln noch Systeme befolgt wurden: "Bisher wurden Regeln, nach welcher Richtung die Hocker in den einzelnen Kulturgruppen beige­setzt wurden, nicht ermittelt" (Boev 1972, 37). Daß ein ursprünglich vorhandenes System für die Bestattung der Toten nicht gleich erkannt wurde, hat bestimmte Gründe.

Bei den Hockern aus äneolithischen Schich­ten bzw. Abfallgruben des Teils Ruse (Gf.or-giev/Angelov 1952) finden wir auf den ersten Blick eine verwirrende Vielfalt: Rechte und lin­ke Hocker, stark zerstörte Skelette, oft anschei­nend fehlende oder defekte Schädel mit Verlet­zungen sowie verschiedene Orientierungen. Al­len Hockern ist jedoch gemeinsam, daß sie fast immer nicht im Siedlungszentrum, sondern an der Peripherie angetroffen wurden (Abb.5), nicht in den Häusern, sondern in ihrer Nähe. Trotz der scheinbar willkürlichen Anordnung wagen die Toten stets mit der Blickrichtung zur Peripherie der Siedlung hin bestattet, nicht dorthin, wo die Bevölkerung lebte.

Die Gräber des Teils Balbunar (Kubrat) er­geben bei systematischer betrachtung ein ein­deutiges Bild (Abb.6). Wir finden 19 linke und als Ausnahme drei rechte Hocker. Es gibt zu­nächst eine große Gruppe aus nach Ost orien­tierten linken Hockern und abseits davon, an der Peripherie des Teils, anscheinend auch in einer anderen Tiefe, eine Gruppe von nach

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Abb.9. Struktur der Nekropolen von Tärgoviste, Bulgarien (a)und Essenbach-Ammerbreite, Bayern (b)

Südost orientierten Linken Hockern (Mikov 1926/1927). Zwei Ausnahmen, Grab 2 und 17 mit nach Südost orientierten rechten Hockern dürften den vor ihnen liegenden, nach Südost orientierten linken Hockern in Grab 11 und 16, zugeordnet gewesen sein. In Balbunar handelt es sich sicher um Teile von Nekropolen, die je­weils über eine spezifische Hauptorientierung der Toten verfügten und außerhalb des seiner­zeit bewohnten Siedlungsareals angelegt wur­den.

Die Struktur einer Nekropole mit nach Süd­ost orientierten linken Seitenhockern läßt sich östlich und südöstlich des Teils Vinica nachwei­sen (Radunceva 1976). Unter den 58 Gräbern sind alle Altersgruppen, vom Säudling bis zum 70-jährigen Individuum, vertreten. Bei den zwei Ausnahmen, nach Südwest orientierten linken Hockern, handelt es sich bei Grab 17 um einen fast auf dem Gesicht liegenden alten Mann (60 bis 68 Jahre). Das für die damalige Zeit ungewöhnlich hole Alter dürfte der Grund für die abweichende Orientierung des Toten gewesen sein. Auch weitere Gräberfelder erge­ben die gleiche Struktur der Bestattungssitten (zur Deutung weiterer Ausnahmen in diesen und weiterer Nekropolen vgl. Häusler 1992a).

Die Nekropole von Goljamo Delcevo (Abb.7) enthielt 30 nach Ost und Südost orientierte lin­ke Hocker (Todorova u.a. 1975). Hier fällt auf, daß die drei Kenotaphe an der östlichen und südlichen Peripherie der Nekropole liegen.

Das Gräberfeld von Liljak, 40-50 m vom da­zugehörigen Teil gelegen, enthielt nach Nordost orientierte linke Seitenhocker (Abb.8) (Ovcarov 1963), die Nekropole von Radingrad ausschließ­lich nach Ost orientierte linke Hocker (Ivanov 1984). Die Bestattungen von Tärgoviste (Ange­lova 1986; 1991) ergeben eine identische Struk­tur der Bestattungssitte mit nach Ost orientier­ten linken Hockern (Abb.9). Die Tatsache, dass hier keine Ausnahmen von der Regel festgestellt wurden, könnte damit zusammenhängen, daß hier keine Individuen im Alter über 50 Jahre festgestellt wurden, oder diese lagen in einem so weit abgelegenen Teil der Nekropole, der bei den Ausgrabungen (Angelova 1991, pl.l) nicht erfaßt wurde. Für das Frühneolithikum Bulga­riens ist ebenfalls die Bestattung in der linken Hocklage typisch (Todorova/Vajsov 1993, 22 ff., 276).

Abb.10. Anordnung der Bestattungen in Botos (umgezeichnet nach Garasaxix 1956)

Alle erwähnten Nekropolen, die dem Kodzadermen-Gumelnita-Karanovo VI-Kom-plex angehören, weisen also eine identische Struktur der Bestattungssitten auf. Sie tritt auch in weiteren Teilen Südosteuropas auf. Als Beispiel sei Gomolava in der Vojvodina ge­nannt (Bruknf.r 1980). Sie ist der Phase Gomo­lava 1B bzw. der frühen Vinca-Plocnik-Pbase der Vinca-Kultur zuzuweisen. Die 26 Gräber enthielten nach Ost, Nordost und Südost ori­entierte linke Seitenhocker in D-Haltung (vgl. Abb.3). Nur eine weit abseits, im Südwesten ge­legene Bestattung war nach der antipodischen Nebenorientierung (nach Westen) orientiert. Das Skelett lag nicht wie die anderen auf der Seite, sondern auf dem Rücken. Der Grund für diese Ausnahme dürfte das hohe Alter des hier bestatteten Mannes (61 bis 70 Jahre) sein.

Die Nekropole von Botos aus der Frühpha-













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Abb.l 1. Schema der Struktur von Nekropolen der Linienbandkeramik, der Gumelnita-Kultur usw.

(1-3) und der Lengyel-Kultur (4-6)

se der Vinca-Kultur (Garasanin 1956, 206 ff; Chapman 1981; 1983,16 ff, Abb.10). Auch hier lag am Rande der Nekropole, im Südwestsek­tor, als Ausnahme eine Bestattung mit der anti­podischen Nebenorientierung (nach Westen).

Es ist hier nicht möglich, die Struktur der Bestattungssitten weiterer Gräberkomplexe Südosteuropas im Detail zu diskutieren. Es sei nur erwähnt, daß auch die Stoicani-Aldeni-Gruppe, die in der Westukraine und Molda-vien als Bolgrad-Aldeni-Gruppe bezeichnet wird, ebenfalls nach Nordost orientierte Hok-ker ergab (Dragomir 1977). Die Übereinstim­mung der Bestattungssitten der Vinca- und der Gumelnita-Kultur harmoniert mit den engen diachronen kulturellen Beziehungen dieser und weiterer Kulturen Südosteuropas (Bruk-ner 1990).

Die in der Usatovo-Kultur, im Äneolithi­kum Bulgariens und in der Vojvodina festge­stellte Struktur der Bestattungssitten mit nach Nordost, Ost bzw. Südost orientierten linken

Seitenhockern (Abb.l 1:1-3) tritt in weiten Tei­len Europas und sogar darüber hinaus auf. Sie ist inzwischen in Pakistan, auf dem Balkan, in Mitteleuropa und bis ins Pariser Becken2 nachzuweisen (Abb.12) (Häusler 1992b; 1994). Es handelt sich um eine Struktur der Bestat­tungssitten, die in weiten Teilen Europas mit dem Auftreten der ältesten auf Landwirtschaft beruhenden Kulturen dominant wird. Deshalb ist die Struktur einer bulgarischen Nekropole wie Tärgoviste mit derjenigen einer Nekropole der Linienbandkeramik in Essenbach-Ammer-breite in Bayern (Brink-Kloke 1990) identisch (Abb.9) und auch im Pariser Becken anzutref­fen (Abb. 13).

Die Bestattungssitten der Usatovo-Gruppe estellen für Europa den äußersten östlichen Ausläufer dieses Großareals der Bestattungssit­ten dar. Weiter östlich beginnt in grabritueller Hinsicht eine völlig andere Welt!

Dem bisher beschriebenen, mit den ältesten Ackerbaukulturen weiter Teile Europas zusam-

2 Hei der Nekropole von Orville (Lohet) fällt auf. daß die des Skelett, in einer Randpartie (hier am Nordostrand)

einzige Ausnahme, ein gestreckt auf dem Rücken liegen- bestattet wurde.

menhängenden Areal der Bestattungssitlen ist im Norden und Osten ein anderes, konträres Grabsittenareal vorgelagert. Zu diezem gehö­ren zunächst die subneolithischen Jäger- und Fischergruppen Nordeurasiens an (Häusler 1962; 1982). Hier werden die Toten in der ge­streckten Rückenlage bestattet, jede Nekropole verfügt übereine spezifische Hauptorientierung der Toten. Diese Struktur der Bestattungssitten tritt in Mittel- und Nordeuropa außerhalb des Areals der ältesten Ackerbaukulturen in der Trichterbecherkultur auf (Hälsler 1975)3. In der Ukraine ist sie in der Dnepr-Donec-Kultur in den Gräberfeldern vom Typ Mariupol belegt. Hier liegen die Toten oft in Gruppen oder in grabenförmigen Anlagen, oft sogar schichtwei­se übereinander (Häusler 1962; Telegin 1987b; telegin 1991). Im Gesamtareal dieser Bestat­tungssitten verfügt jede Nekropole über eine spezifische Hauptorientierung der Toten. Sie erfolgte nicht willkürlich, sondern ist mit der geofraphischen Breite der Fundstelle korreliert (Abb. 14). Dabei verläuft die Grenze zwischen den Arealen mit einer unterschiedlichen Haup­



3T. G. Movsa (1985, 26 ff.) erwägt einen Einfluß der Be­staun ngssitten der Trichterbecherkultur (nach West und Nordwest orientierte Strecker) auf"diejenigen der Nekro­pole von Gapaevka. Im Lichte des heute verfügbaren Ver­gleichsmaterials dürfte eine solche Möglichkeil aber aus­zuschließen sein. Die gleiche Struktur der Bestattungs-sitte, wie sie uns in Gapaevka begegnet, ist zum Beispiel auch in der Hamangia-Kultur Rumäniens festzustellen (vgl. w.u.) Eine ausführliche Analyse der Beziehungen zwischen der Tripol'e-Kultur und der Trichterbecher-Kultur liegt von J. Scibior (1993) vor. Danach erfolgten die Koniakte zwischen der Trichterbecher-Kultur und der Tripol'e-Kultur haupsächlich in der Phase Tripol'e-C2 und betrafen vor allem das miniere Dnesirgebiet (das Milieu des Typs Vychvatincy). Die Anfange der kulturel­len Kontakte mögen schon Ende der Phase Tripol'e-Gl eingesetzt haben (zur C-14 Datierung der Tripol'e-Kul­tur vgl. Wf.chi.fr 1994).

In diesem Zuzammenhang sei erwähnt, daß T. G. Movsa (1993, 47) das bisher allgemein der Srednij Slog-Kuluir im Gebiet zwischen dem unteren Dnepr und Don zuge­wiesene Flachgräberfeld von Dereivka (telegin 1986, 37 ff, Abu.26) der Tripol'e-Kultur, genauer einer speziellen Tomasovka-Kultur (Tripol'e Gl) zuweist. Das Gräberfeld liegt 500 m von der Siedlung entfernt und besteht vor­wiegend aus nach Nordost und Nord orientierten rechten Rückenhockern bzw. "rhombischen Hockern", das heißt auf dem Rücken liegenden Skeletten mit nach oben an­gehockten Beinen, die später oft "rhombisch", also nach beiden Seiten hin, umgefallen sind. Das ist eine Struk­tur der Bestattundssitte, wie sie auch für die ältesten Phasen der Grubengrab-Katakoinbengrab-Kultur im nordpontischen Gebiet typisch ist. Das Gräberfeld wird

torientierung der Toten am unteren Dnepr4. Hier läßt sich eine Art von Zweitelung Europas, zum Teil bereits seit dem Epipaläolitbikum und Mesolitjikum, feststellen. In den weiter west­lich gelegenen Teilen Europas dominiert die Hauptorientierung der Toten nach dem Westen (Südwesten, Nordwesten). In Skandinavien ver­lagert sich die Hauptorientierung nach dem Norden (Nordwesten, Nordosten), während sie in weiten Teilen Osteuropas bereits seit dem Mesolithikum (Gräberfelder von Volosskoe, Vasil'evka I, III - Häusler 1962; Aeksini. 1994) nach dem Osten (Nordosten, Südosten) ver­läuft. In der Ukraine geht die Grenze zwischen dem Areal mit der West- und der Ostorientie­rung der Toten am unteren Dnepr quer durch das Gebiet der Dnepr-Donec-Kultur mit den Gräberfeldern vom Typ Mariupol (Abb. 15). Die Nekropole Capaevka liegt westlich linie und weist dementsprechend nach West orientierte Strecker auf 3.



Capaevka ist in dessen kein Einzelfall. Ein analoges Bild liegt in Südostungarn und Ru­mänien vor (Abb. 15). Ein markantes Beispiel



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